Die Lage der Polarkreise ist nicht fest, sie variiert von 365 Tagen um knapp 15 Meter, da ihre exakten Positionen vom Winkel der Erdachse im Verhältnis zur Ebene der Umlaufbahn abhängt. Die Erdachse ist gegenüber ihrer Umlaufbahn um die Sonne um 23,27 Grad geneigt. Dieser Effekt (auch als Schiefe der Ekliptik bezeichnet) führt dazu, dass wir auf unserer Erde sowohl auf der Süd-, als auch auf der Nordhalbkugel jedes Jahr vier verschiedene Jahreszeiten erleben können – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Und er ist auch dafür verantwortlich, dass wir nun mit der Fortsetzung unserer Reise nach Norden dank dieser Neigung keinen Sonnenuntergang mehr erleben werden, da die Sonnenstrahlen immer mindestens in einem flachen Winkel auf die Erdoberfläche treffen.
Die Nacht wird zum Tag und manchmal der Tag zur Nacht. Zumindest im übertragenen Sinne, denn wie wirkt sich das auf unseren Schlafrhythmus aus?
Schlafen in der Mittsommernacht
Unser normaler Biorhythmus folgt einem relativ simplen Muster: hell heisst wach, dunkel heisst schlafen. In Mitteleuropa werden wir bereits im Kindesalter auf diesen Rhythmus eingestellt, abgesehen von Schichtarbeit oder Partynächten behalten wir ihn bei.
Verantwortlich für das Funktionieren dieses Rhythmus ist ein Hormon, Melatonin genannt. Normalerweise wird die Melatonin-Produktion gegen den Nachmittag hin verstärkt und führt am Abend zu entsprechender Müdigkeit und dem Verlangen nach Schlaf. Herrscht hingegen ein Melatonin-Mangel vor, werden wir nicht müde – das aber mitunter mit langfristigen Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Sind also alle Menschen nördlich und südlich der Polarkreise krank?
Vielleicht liegt es an der atemberaubenden Landschaft der Lofoten, der Mitternachtssonne oder dem schweren Magen aufgrund der verdrückten Kanelbullar – der übliche Schlafrhythmus gerät jedenfalls schnell aus den Fugen, wenn man erst einmal einige Zeit im Land der Mitternachtssonne ist. Insbesondere zwischen 21 Uhr und 4 Uhr morgens werden vor allem Fotografiebegeisterte ein Schlafdefizit aufbauen und Schuld daran ist das Licht. Es herrscht quasi sieben Stunden lang die goldene Stunde: goldgelbes Sonnenlicht und lange Schatten. Die Kamera ist im Dauereinsatz, der Fotograf auch. Das Bett: leer, erst wenn die Müdigkeit überhand nimmt, kommt der Organismus gezwungenermassen zur Ruhe und man legt sich doch mal hin. Aber wehe, wir wachen mitten in der Nacht mal auf und stellen fest, das bereits wieder (oder immer noch?) bestes Licht zum Fotografieren herrscht.