Objektiv und Brennweite
Ich benutze für die Panoramafotografie ausschliesslich ein einziges Objektiv mit einer Brennweite von 50 mm (Vollformat). Dies einerseits deswegen, weil ich zu faul bin, das Einrichten des Nodalpunktadapters für mehrere Objektive durchzuführen und andererseits, weil 50 mm mit seiner neutralen Darstellung der Grössenverhältnisse für den menschlichen Betrachter im Allgemeinen ein guter Kompromiss aus Sichtfeld und Entfernung ist. Nicht umsonst wird diese Brennweite oft als Normalbrennweite bezeichnet.
Die Lichtstärke ist für ein Objektiv bei der Panoramafotografie eher nebensächlich, denn dank des Stativs spielt die Belichtungsdauer nur eine untergeordnete Rolle bei einem gleichzeitig möglichst niedrigem ISO-Wert.
Kameraeinstellungen für die Panoramafotografie
Wer schon einmal einen mehrstündigen Anstieg mit schwerem Gepäck inklusive Kameraausrüstung auf sich genommen hat und sich danach auf das Ergebnis der Panoramafotografie gefreut hat, kennt vermutlich das Gefühl, später beim Panorama-Stitching feststellen zu müssen, dass die Bilder unbrauchbar sind. Sämtliche Einzelbilder sehen zwar für sich alleine ganz nett aus, sind aber für ein Panorama leider nicht zu verwenden, weil sie vielleicht zu dunkel geworden sind, unscharf sind oder ungleichmässig aussehen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung…
Auf welche Einstellungen solltest du also achten, wenn du mit einem Panoramasystem fotografierst?
Kameramodus
Ich fotografiere normalerweise selten im manuellen Modus, meistens verwende ich die Blendenpriorität und kümmere mich nur um die Einstellung von Blende, ISO-Wert und Belichtungskorrektur, während die Belichtungszeit automatisch gewählt wird. Bei der Panoramafotografie hingegen wähle ich immer den manuellen Modus. Das hat folgenden Hintergrund: ich möchte erreichen, dass jedes Einzelbild mit den exakt gleichen Parametern aufgenommen wird. Stell dir die Aufnahme eines fliessenden Flusses vor, der mit unterschiedlichen Belichtungszeiten fotografiert wird. Im einen Bild ist das Wasser in seiner Bewegung eingefroren und scharf, im anderen aufgrund längerer Belichtungszeit verschwommen und weich. Das Überblenden dieser beiden Bilder dürfte jede noch so gute Stitching-Software vor unlösbare Probleme stellen. Aus diesem Grund solltest du immer den manuellen Modus deiner Kamera wählen.
Automatischer Weissabgleich (AWB)
Der automatische Weissabgleich ist oftmals aktiviert und in den meisten Fällen auch absolut sinnvoll. Leider führt dieser Modus aber dazu, dass du beim Schwenken der Kamera einen anderen Farbton und unterschiedliche Helligkeitsnuancen im Bild hast – auch das ist ein nicht zu behebendes Problem für das Zusammensetzen der Einzelbilder. Stelle also neben dem manuellen Modus auch direkt den passenden manuellen Weissabgleich ein (bewölkt, sonnig, Kunstlicht etc.).
Kamerastabilisator
Da die Kamera auf einem Stativ befestigt ist, benötigst du normalerweise keinen Stabilisator. Dieser kann im Gegenteil dazu führen, dass dein Bild verwackelt ist. Es gibt kaum etwas ärgerlicheres, als feststellen zu dürfen, dass eines von zehn Einzelbildern Müll ist – und ich garantiere, dass es ein Bild genau in der Mitte sein wird. Also: Stabilisator aus und Kamera fest auf dem Stativ und dem Panoramakopf montieren.
Teleobjektive kommen beim Fotografieren mit einem Panoramakopf eher selten vor. Wenn du aber ein solches Setup nutzen willst, denke bitte daran, dass Kamera und Objektiv manchmal noch kurz nachschwingen, nachdem man das Stativ berührt hat, um zum Beispiel den Panoramakopf in die nächste Stellung zu drehen. Warte also lieber drei bis vier Sekunden, bevor du den Auslöser drückst, um Erschütterungen trotz Stativ zu vermeiden.
Remote Shutter oder Selbstauslöser
Ebenfalls in die Kategorie Verwackeln fällt der Auslösemechanismus: stelle unbedingt sicher, dass du den Auslöser remote oder mithilfe des Selbstauslösers betätigst. Die Gefahr, dass die Kamera minimal wackelt und das Bild dadurch ruiniert wird, ist einfach zu gross. Insbesondere bei Wind kann das allerdings eine gewisse Challenge darstellen, hier hilft manchmal das Beschweren des Stativs mit einem Rucksack. In Extremfällen mit sehr starkem Wind kann es sinnvoll sein, das Stativ während der Aufnahme festzuhalten und mit aktiviertem Stabilisator und kurzen Belichtungszeiten zu fotografieren, um Erschütterungen zu minimieren.
Übrigens, a propos Wind: unterschätze niemals die Kraft, die der Wind auf eine Kamera mit einem grossen Teleobjektiv auf einem Stativ mit Panoramasystem hat. Hier ist lieber einmal zu viel Festhalten angesagt, als einen teuren Kollateralschaden an Kamera und Objektiv zu riskieren.
ISO
Durch die Verwendung eines Stativs solltest und kannst du den ISO-Wert so niedrig wie möglich halten (bei den meisten Kameras heisst das ISO <= 100). Insbesondere wenn du deine Panoramen in einem interaktiven Viewer online präsentieren möchtest, stellt das Hereinzoomen eine weitere Möglichkeit der Interaktion mit dem Bild dar. Hier wäre es schade, wenn durch das Bildrauschen, hervorgerufen durch hohe ISO-Werte, Bilddetails verloren gingen.
Blende
Welche Blende ist die Richtige für die Panoramafotografie? Du kannst dir die Antwort vermutlich schon denken: es kommt darauf an. Grundsätzlich strebt man eine durchgängige Schärfentiefe im Bild (und damit auch im Panorama) an, was eher für mittlere bis höhere Blendenwerte spricht. Je nach Situation kann es aber auch sein, mit stark geöffneter Blende zu fotografieren. Wichtig ist eine manuelle und konsistente Einstellung der Blende, damit es nicht zu unterschiedlichen Schärfebereichen in den verschiedenen Einzelbildern kommt. Auch solltest du mithilfe der hyperfokalen Distanz sicherstellen, dass bei jedem Einzelbild alle Bereiche von vorne bis hinten scharf abgebildet werden.
Histogramm und Belichtungskorrektur
Panoramen, bei denen du im Laufe des Kameraschwenks unterschiedlich helle Motive fotografierst, sind eine gewisse Herausforderung. Hier kannst du entweder ein HDR-Panorama (HRD steht für High Dynamic Range) erstellen oder versuchen, einen Kompromiss in der Helligkeit zu finden. Die gewählte Helligkeit sollte es in der Nachbearbeitung ermöglichen, zu helle Bilder abzudunkeln und zu dunkle Bilder aufzuhellen – idealerweise ohne Verlust von Details im Bild. Zu solchen Situationen führen insbesondere Szenerien mit unter- oder aufgehender Sonne auf der einen Seite und einbrechende oder zu Ende gehende Dunkelheit auf der anderen Seite. Wenn du in so einem Fall deine Belichtungskorrektur basierend auf den Bildern mit Sonne einstellst (sprich das Bild abdunkelst), werden die Bilder ohne Sonne völlig schwarz werden – andersherum würden die Bilder mit der Sonne komplett überhellt sein, während die dunkleren Bereiche korrekt belichtet wären.
Hier hilft nur das Ausprobieren verschiedener Belichtungskorrektureinstellungen und etwas Übung, um einschätzen zu können, wieviel Korrektur später bei der Nachbearbeitung zu viel ist.