Einen Sonnenstern fotografieren – wie funktioniert das?

Falko Burghausen
Falko Burghausen
Veröffentlicht: vor 2 Jahren
Aktualisiert: vor 2 Monaten
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Einen Sonnenstern fotografieren – wie funktioniert das?

Bei der Fotografie geht es um Licht, Licht und nochmal Licht. Praktischerweise ist das hellste Licht mit der Sonne gratis verfügbar und scheint (meistens) tagsüber einfach am Himmel. Wenn du aber mit deiner Kamera einfach nur irgendwie in Richtung Sonne fotografieren würdest, wirst du a) nicht viel auf dem Foto erkennen, weil es völlig überbelichtet ist und b) vermutlich keinen Sonnenstern erhalten. Warum ist das so und was müsstest du also beachten, um beim Sonnenstern fotografieren Erfolg zu haben? Nun, zum Glück gar nicht so viel.

Drei Tipps, um einen Sonnenstern fotografieren zu können

Ich möchte dir die drei wichtigsten Kameraeinstellungen und Techniken aufzeigen, mit denen du erfolgreich Sonnensterne fotografieren kannst:

  • Die Blende: Der eigentliche Sonnenstern entsteht durch die möglichst weit geschlossene Blende, d.h. es fällt nur noch sehr wenig Licht durch die kleine Blendenöffnung auf den Sensor der Kamera. Verwende also eine relativ grosse Blendenzahl (ich mache mit Blenden von 13, 14 oder sogar 16 immer recht gute Erfahrungen). Wenn die Blende zu weit geöffnet ist (du also eine kleinere Blendenzahl einstellst, zum Beispiel 5.6), wirst du keinen Sonnenstern erhalten. Das kann auch zu schönen Effekten führen, ist aber in diesem Fall nicht das, was wir gerne erreichen möchten. Am besten probierst du hier ein wenig herum, denn bei zu grossen Blendenzahlen kann es leider auch zu verstärkter Beugungsunschärfe auf dem fertigen Bild kommen.
  • Der richtige Zeitpunkt: Klingt ganz einfach, aber ist manchmal etwas tricky. Gerade beim Fotografieren eines Sonnensterns beim Sonnenauf– oder Sonnenuntergang hast du nur einen kurzen zeitlichen Bereich, in dem der Stern wirklich schön aussieht. Ein guter Zeitpunkt zum Drücken des Auslösers ist wenn die Sonne nur noch oder erst zu rund 10-20% sichtbar ist (also zum Beispiel hinter einem Bergrücken hervorkommt). Ein wenig kannst du hier auch durch deine persönliche Position variieren – ein bis zwei Meter können hier über Erfolg oder Misserfolg für schöne Sonnensterne entscheiden.
  • Die richtige Brennweite: Nein, du brauchst keine professionelle Kamera mit einem Objektiv für einen mindestens vierstelligen Betrag. Wichtig ist aber, dass du eine eher weitwinkelige Brennweite beim Objektiv verwendest. Ich habe mit maximal 50 mm (im Kleinbild-Äquivalent) gute Erfahrung gemacht, ideal sind sicherlich Brennweiten zwischen 15 und 35 mm, also das klassische Weitwinkelobjektiv. Viele Smartphone-Kameras haben solche Brennweiten verbaut, trotzdem gelingen Sonnensterne mit einer klassischen Kamera besser, weil sich einerseits bei vielen Smartphone-Kameras die Blende nicht verändern lässt und die Blende andererseits oftmals auch weniger Lamellen aufweist. Die Anzahl an Blendenlamellen hat jedoch einen massgeblichen Anteil am Effekt von Sonnensternen.

Und dann musst du eigentlich nur noch einen sonnigen Tag erwischen und etwas üben. Aber Achtung: bei vermeintlich sonnigem, aber leicht diffusem Wetter wirst du dich schwer tun, einen Sonnenstern fotografieren zu können. Das klappt meistens nur, wenn die Sicht richtig klar ist. Beachte auch bei der Belichtung (mithilfe des Histogramms in der Kamera), dass dein Bild nicht zu hell oder dunkel wird. Normalerweise ist das aber bei einem Sonnenstern gar nicht so wichtig, da die Sonne nicht ihre ganze Kraft und Helligkeit hat.

Die Belichtungszeit spielt übrigens beim Fotografieren von Sonnensternen nur eine untergeordnete Rolle und alles, was sich unter einer Sekunde abspielt, wird keinen Einfluss auf das Bild haben. Eine nicht zu 100% saubere Objektivlinse allerdings schon: stelle auf jeden Fall sicher, dass dort keine störenden Staubpartikel sichtbar sind, denn die werden unweigerlich zu störenden Lensflares führen.

Du könntest also zum Beispiel auf einer Wanderung an der Licht/Schattengrenze spielerisch versuchen, einen Sonnenstern mit der Sonne hinter einem Bergrücken zu erzeugen.

Sonnenstern fotografieren: einfach mal die Geländegebenheiten ausnutzen
Sonnenstern fotografieren: einfach mal die Geländegebenheiten ausnutzen

Wenn du es dir nicht gleich so schwer machen willst, kannst du mit Motiven anfangen, bei denen du durch leichte Positionswechsel selber steuern kannst, ob und wie stark die Sonne verdeckt wird. Du könntest also zum Beispiel auf einer Wanderung an der Licht/Schattengrenze spielerisch versuchen, einen Sonnenstern mit der Sonne hinter einem Bergrücken zu erzeugen. Die nächste Stufe ist dann, die Sonne bei einem Sonnenauf- oder untergang zu erwischen — das ist aber schwieriger, da du wirklich nur wenige Sekunden Zeit hast, um den idealen Zeitpunkt zu erwischen. In diesem Fall musst du sicherstellen, dass alle anderen Einstellungen (Motivsuche, Fokus setzen, Belichtung, ISO und Blende einstellen) bereits ready sind — sonst wird es hektisch.

Wenn dir das Foto dann gelingt, wirst du sehen, dass ein Sonnenstern aus einem eher banalen Motiv eine interessante Szenerie erzeugen kann und du hast mit natürlichem Licht ein spannendes Foto gestaltet. Viel Spass beim Ausprobieren — ich bin mir sicher, dass du bereits nach wenigen Versuchen erste Erfolge haben wirst.

Falko Burghausen

Falko Burghausen

Technical Lead mit langjähriger Erfahrung als CTO sowie Software Engineer und professioneller Landschafts- und Naturfotograf. Ohne Kamera geht Falko fast nirgendwo hin und am liebsten ist er zwischen hohen Bergen und den Wellen des Ozeans unterwegs, um grandiose Landschaften einzufangen. Er ist überzeugt von Work Anywhere und digitalen Arbeitsmodellen und findet, dass ein Tag ohne Schokolade nur halb so gut werden kann.

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