Winterlicher Gebirgsbach

Falko Burghausen
Falko Burghausen
Veröffentlicht: vor 2 Jahren
Aktualisiert: vor 1 Monat
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Winterlicher Gebirgsbach
ISO 10070 mmf/221/13 s

Der erste Schnee, gemischt mit Regen an einem frisch verschneiten, stahlblauen Gebirgsbach im Herzen der Zentralschweiz: Landschaftsfotografie reduziert auf das Wesentliche.

Der erste Schnee im Gebirge

Dieser Moment im Frühwinter, wenn der erste Schnee fällt: jeder kennt ihn, (fast) jeder liebt ihn — und dann kommt der Moment, wo innert Stunden alles wieder schmilzt und sich in eine trübe, matschige Pampe verwandelt. Die vorher so ansehnliche Winterwelt ist weg, zurück bleibt eine deprimierende Mischung aus nicht-mehr-Herbst und noch-nicht-Winter. Doch was hat unser Gebirgsbach damit zu tun?

Es ist der Tag direkt nach dem ersten, grösseren Schneefall. Die Frage nach Ski oder Schneeschuhe stellt sich gar nicht — zu eindeutig liegt noch viel zu wenig Schnee auf den Bergen, als das sich diese Wintersportgeräte lohnen würden. Mein Ziel, einen kleinen Bergsee in der Zentralschweiz auf 1825 m Höhe peile ich daher zu Fuss an. Eingepackt in Regenbekleidung und mit diversem Kameraequipment ausgerüstet starte ich meinen Aufstieg im strömenden Regen, der erst nach einigen Höhenmetern in Schnee und Schneematsch übergehen wird.

Ein frisch verschneiter Gebirgsbach

Die Luft ist kalt, die Sicht trüb und der Weg rutschig. Immer wieder muss ich aufpassen, dass die dünne Schneeunterlage unter meinen Schuhen nicht zu einer Rutschbahn wird, stellenweise ist die einen-Schritt-vor-einen-zurück-Taktik ziemlich anstrengend. Aber es geht voran und auf knapp 1600 m Höhe überquere ich einen plätschernden Gebirgsbach, der sich durch Unmengen verschneiter Steine seinen Weg ins Tal sucht. Das stahlblaue Wasser, der nach wie vor strömende Regen und die weissen Tupfer auf den Steinen ergeben ein Bild, welches ich mir nicht entgehen lassen möchte.

Glücklicherweise habe ich ein leichtes Stativ mit dabei und kann so auch eine Langzeit-Belichtung in Betracht ziehen. Wobei Langzeit immer noch relativ ist — im Grunde genommen möchte ich einfach nur, dass die Regentropfen auf dem Bild als dünne Fäden sichtbar werden und das Wasser im Fluss diese leicht geschwungene Form annimmt, die dem Betrachter vorgaukelt, dass es fliesst.

Pragmatische Fototechnik für ein Gebirgsbach-Foto

Ich probiere verschiedene Motive aus: mit Bergen im Hintergrund, ohne Berge, "eingefrorene" Wasserbewegung, lange Belichtung. Am Schluss bleibe ich bei der Variante mit einer bereits relativ langen Verschlusszeit von 1/13 Sekunden, stark geschlossener Blende und dem vollen Fokus auf das Bachbett des Gebirgsbachs ohne weitere Szenerie im Hintergrund.

Warum die geschlossene Blende? Nun, eigentlich entstehen auch bei den hochwertigsten Objektiven bei zu grossen Blendenzahlen Probleme mit der sogenannten Beugungsunschärfe. Durch diese Beugungsunschärfe wird das Bild insbesondere in den Randbereichen unscharf. Da ich allerdings keinen Graufilter dabei habe, um mit diesem abdunkelnden Filter eine lange Belichtungszeit zu ermöglichen, muss ich in dieser Situation auf eine geschlossene Blende zurückgreifen. Sozusagen Pragmatismus am Berg. Wir erinnern uns: eine geschlossene Blende bedeutet, dass nur wenig Licht auf den Sensor der Kamera gelangt. Um kein unterbelichtetes Foto zu erhalten, muss ich also entsprechend länger belichten — und damit erreiche ich genau den Effekt, den ich erhalten möchte: die Regentropfen und das Wasser im Bach verschwimmen zu langgezogenen Schlieren.

Mit dem Ergebnis bin ich aber doch voll und ganz zufrieden, die graue Stimmung und das lustige Plätschern dieses Gebirgsbachs kommen gemeinsam mit dem Bindfäden-Regen gut zur Geltung. Und ich bin aufs Neue beruhigt über die Wetterrobustheit der Kamera samt Objektiv. Auch unter diesen Witterungsbedingungen, in der das Equipment tropfnass ist und die Umgebungstemperaturen kalt sind, erfüllt die Kamera brav ihren Dienst — genau diese Outdoor-Tauglichkeit ist einer der Gründe, warum ich die L-Serie von Canon nutze, denn die Kameras und Objektive bieten einen gewissen Spritzwasserschutz.

Nach Regen folgt Sonne

Dieses Gebirgsbach-Foto entstand im Aufstieg und mein Weg führt mich noch weiter hinauf, zu besagtem kleinen Bergsee. Während ich diesem kleinen Gewässer am Ursprung der Sihl noch einen Besuch abstatte, reissen die Wolken langsam immer mehr auf und nach und nach kommt die Sonne zum Vorschein. Eine wunderschöne Stimmung in einem abgelegenen Bergtal, welches ich heute völlig für mich alleine habe und sich nun in einem gleissenden Licht mit frisch verschneiten Berggipfel präsentiert. Wieder einmal bewahrheitet sich:

Auch wenn die Wettervorhersage noch so schlecht ist: im Zweifel sollte man einfach mal losgehen und sich überraschen lassen, was der Tag so bringen wird.

Gerade im Gebirge sind die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass doch ein paar Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolken finden. Und ist es nicht genau dieses Licht und diese Situationen, die am Ende des Tages atemberaubende Landschaftsfotos entstehen lassen?

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