Über 2000 Höhenmeter im Aufstieg, über 20 km Wegstrecke und über den Dächern Biascas. Die Runde über die Forcarella di Lago und einmal rund um den Pizzo Magn ist lang, aber nie langweilig.
Kipppunkte. Es gibt in unserer Welt unterschiedliche Kipppunkte, den meisten von uns ist der Begriff sicherlich im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung ein mit wenig erbaulichen Zukunftsszenarien assoziierter Begriff. Es gibt aber auch einen Kipppunkt beim Laufen, inbesondere bei steilen Bergläufen (zumindest bezeichne ich diesen wackligen Moment immer so): lohnt es sich noch, joggende Bewegungen durchzuführen oder verpufft die ganze Energie nur im sinnlosen und ineffizienten Versuch, ein Bild eines Läufers darzustellen, während man mit schnellem Gehen mindestens genauso schnell wäre und gleichzeitig noch weniger Energie verbrauchen würde?
Die Beine sagen „Lass es!“, der Wille sagt „Zieh es durch!“, nur der Läufer sagt gar nichts, denn mir fehlt gerade schlicht die Luft für tiefsinnige Selbstgespräche. Ich bin im Rhonetal unterwegs, genauer gesagt auf dem Weg hinauf zur kleinen Alphütte Prabé, die malerisch oberhalb von Sion lieg. Der Anstieg dort hinauf ist ein ziemliches Biest und könnte ein guter Kandidat für einen sogenannten Vertical Kilometer sein: eine möglichst konstant steile Strecke, die noch laufbar ist und 1000 Höhenmeter in kürzest möglicher Distanz überwindet. Der markierte Wanderweg macht sofort ernst und lässt kraftsparende Serpentinen einfach weg. Einzelne hohe Stufen über Wurzeln oder Steine lassen einen Gedanken an entspanntes Einlaufen und Warmwerden gar nicht erst aufkommen, sondern es geht direkt zur Sache.