2400 Gigawattstunden elektrischer Strom, erzeugt durch Wasserkraft aus den Stauseen der Grimselregion, sind schon eine ganze Menge. Die Kraftwerke Oberhasli, besser bekannt als die Wasserkraftwerke aus der Grimseltwelt, nutzen insgesamt 13 verschiedene Standorte innerhalb der Region für die Erzeugung sauberer Energie auf Basis von künstlich angelegten Stauseen wie dem Grimselsee, dem Räterichsbodensee, dem Gelmersee oder dem Oberaarsee. Aber auch Fliessgewässer werden für die Stromproduktion genutzt, um so auf Abruf die benötigte Menge Strom bereitstellen zu können.
Fährt man auf der Strasse von Meiringen in Richtung Grimselpass, kommt man an den kaum übersehbaren Staumauern von Räterichsbodensee und Grimselsee vorbei. Auch der kleine Totensee auf der Passhöhe des 2'164 m hohen und nur in den Sommermonaten geöffneten Grimselpass ist ein künstlicher See, der eine kleine, nördlich ausgerichtete Staumauer besitzt. Speziell die Landschaft rund um den Grimselsee herum ist dennoch trotz eindeutiger und vieler menschlicher Eingriffe imposant und einmalig. Das Grimselhospiz thront auf einem markanten Felsen inmitten dieser rauen Landschaft und ist nur durch die Fahrt oder den Fussweg über eine der beiden Staumauern des Grimselsees erreichbar.
Während Räterichsbodensee, Grimselsee und Totensee insbesondere am Wochenende vom omnipräsenten Strassenverkehr der Grimselpassstrasse dominiert werden, herrscht am Oberaarsee deutlich mehr Ruhe. Dieser liegt abgelegen auf 2'302 m Höhe und ist nur durch eine mehrere Kilometer lange Stichstrasse erreichbar, die an der Staumauer endet. Dort befindet sich auch das Berghaus Oberaar, ab hier geht es nur noch zu Fuss weiter. Der Oberaarsee ist Teil der ursprünglichen Quelle der Aare, die von hier aus nach Bern fliesst und schliesslich bei Waldshut in den Rhein mündet.
Auch der abseits der Strassen gelegene Gelmersee auf 1'848 m Höhe ist Teil der Kraftwerksanlagen. In einem kleinen Hochtal liegt der See mit einem Inhalt von 13 Millionen Kubikmeter Wasser und ist nur über steile Wanderwege ab Handegg oder mithilfe der kleinen Gelmerbahn, der steilsten offenen Standseilbahn der Welt, zu erreichen.
Neben der vielfältigen Seenlandschaft, die so über die Jahrzehnte entstanden ist, beeindruckt die Grimselregion auch durch ihre hohen Berge und die nach wie vor riesigen Gletscherströme, die sich von den 4000ern bis hinab in die Täler ergiessen. Dominiert wird die Szenerie durch die gewaltigen Gipfeln von Finsteraarhorn, Lauteraarhorn und Schreckhorn, die sich zuhinterst westlich des Grimselsees auftürmen. Sie gehören in der Schweiz zu den abgelegensten Berggipfeln und sind nur mit langen Zustiegen zu den jeweiligen Ausgangsunkten (Berghütten oder Biwaks) erreichbar. Und obwohl auch die sie umgebenden Gletscher bereits viel ihrer Masse eingebüsst haben, so befinden sich dennoch in dieser Region mit dem Aletschgletscher und den umgebenden Eismassen die grössten Gletscher der Alpen.
Die Grimselregion ist eine sehr zentral in der Schweiz gelegene, landschaftlich sowie aus Perspektive der Energiegewinnung eindrückliche Gegend mit einzigartigen geologischen und glazialen Formationen, ungeheuren aufgestauten Wassermassen sowie einem ausgedehnten Netz an Wanderwegen im Sommer und Skirouten im Winter. Der Erhalt solcher Gegenden sollte daher für uns alle ein wichtiges Ziel darstellen, denn so stabil die Granitfelsen auch wirken mögen, so sensibel reagieren solche Ökosysteme auf Eingriffe durch den Menschen.