Der Stotzigen Firsten ist zwar eine der wohl beliebtesten Skitouren im Gotthard-Gebiet rund um Andermatt, trotzdem waren wir beide noch nie da oben. Also wird es jetzt einmal Zeit dafür. Wir schälen uns schon früh aus den Federn und fahren noch im Dunkeln los. Bereits in der Morgendämmerung stehen wir am Startpunkt unserer Tour, einem kleinen Parkplatz in Realp. Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass hier ziemlich viel los sein wird und jetzt stehen wir mutterseelenalleine auf diesem Parkplatz. Mein erster Gedanke ist natürlich sofort: „Da wären doch ein paar Minuten mehr im warmen Bett drin gewesen.“ 😄 Naja, jetzt sind wir schon mal hier, also folgt nun erst einmal Routine: Felle aufziehen und ab geht die Post.
In der vergangenen Nacht hat’s sogar hier oben auf 1500 m geregnet und die Schneedecke ist extrem durchnässt. Der Schnee ist ziemlich schwer und pappig und unsere Felle sind innerhalb kürzester Zeit völlig durchgeweicht. Ergo klebt nicht nur das Fell am Ski, sondern zusätzlich auch noch der Schnee am Fell. Mit jedem Schritt wird der Klumpen unter unseren Ski etwas grösser und unsere Laune etwas schlechter. Bald schleppt jeder von uns ein paar Kilogramm mehr mit sich herum und in unserer Genervtheit stellen wir uns die philosophische Frage, ob „das Stollen“ von „dem Stollen“ herrührt? Denn Grösse und Gewicht der Schneeklumpen erinnern durchaus an einen ordentlichen Christstollen! Da hilft es dann auch nichts, wenn die Ausrüstung immer leichter wird. 😉
Nach einigen mühevollen Höhenmetern ist der Regen aus der Nacht in Schneeregen übergegangen Die Schneedecke ist nicht mehr ganz so feucht und meine ziemlich neuen Felle finden das toll. Bald fallen mir riesige Schneeklumpen von den Ski und das Stollen ist passé. Räusper Hüstel
Zumindest bei mir. Falko stapft hinter mir und schimpft wie ein Rohrspatz. Warum? Seine alten Teppiche sind klatschnass und völlig unbeeindruckt vom weniger nassen Schnee. Also darf er sich weiterhin plagen mit den Klötzen unterm Ski. Ich denke mir einfach, solange ihm die Luft noch zum Schimpfen reicht, wird es ja nicht ganz so schlimm sein und schmunzle vor mich hin.
Immerhin hat sich der „schwere“ Aufstieg zum Gipfel des Stotzigen Firsten schlussendlich doch gelohnt, denn oben bekommen wir ein tolles Panorama zu sehen. Die Wolkendecke hat aufgerissen und der Föhn, der die Wolken aus Süden über die Berggipfel drückt, sorgt für ein Wolkenspiel, dem wir stundenlang zuschauen könnten. Aber wir ahnen schon, dass der warme Wind nicht nur für schöne Wolkenspiele, sondern auch für eine lustige Abfahrt mit viel Sulz sorgen wird. Also vergeht nicht all zu viel Zeit, bis wir wieder in die Bindungen steigen und in Richtung Tal starten.
Eine kleine, steile und ausgeaperte Querung sorgt dann noch für ausgleichende Gerechtigkeit: Falko rächt sich für mein Grinsen im Aufstieg und zückt sofort die Kamera, als ich ziemlich ungelenk versuche, meine neuen Ski nicht sofort an den frei liegenden Felsen zu zerstören.
Danach warten die weiten Hänge hinunter nach Realp auf uns. Trotz Sulz und Pappschnee geniessen wir die Abfahrt – immerhin lacht die Sonne vom Himmel und wir haben heute nix besseres zu tun als ein bisschen im Schnee und in den Bergen unterwegs zu sein. Und das Extra-Training für die Oberschenkel, die mittlerweile fast platzen, gibt’s gratis dazu. 😁
In der Abfahrt kommen uns viele Skitüüreler entgegen, die sich noch immer im Aufstieg befinden. Mittlerweile ist es Mittag, der Föhn treibt die Temperaturen weiter in die Höhe und lässt die Sonne vom Himmel und die Oberschenkel dank Sulz brennen. Sogar, als wir die Forststrasse erreichen, auf der wir den ersten Teil aufgestiegen sind, treffen wir noch zwei Personen im Aufstieg. Also das wäre uns jetzt definitiv zu spät, zu nass und zu warm.
Uns ist dank der sengenden Sonne nun wirklich heiss und wir sind froh, in ein paar Metern unser Ziel zu erreichen. Also rutschen wir die restlichen Meter bis Realp zurück und beendend die Tour mit einem Parkplatz-Picknick in der Sonne.
Eigentlich eine schöne Tour hier am Stotzigen Firsten – inklusive Schmunzel-Momenten für uns beide.