Trailrunning von Haukland nach Uttakleiv
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StoriesJuni 2024

Wer Trailrunning mag, wird diese Strecke lieben. Die Runde oberhalb der schönsten Strände der Lofoten ist ein Muss für jeden, der eine Kombination aus Meer und Bergen schätzt.

Manche Tage fangen so schlecht an, dass sie eigentlich nur besser werden können. Dieser Tag ist so einer und bevor wir unseren Trailrun von Haukland nach Uttakleiv starten können, bekommen wir erstmal so richtig schlechte Laune. Am Ende werden wir jedoch mit einem unerwarteten Gipfel und einer atemberaubenden Aussicht belohnt.

Die Strassen auf den Lofoten gehören nicht gerade zu den besten, aber wen wundert das schon: Eisige Winter, Schnee, Frost und Feuchtigkeit hinterlassen eben ihre Spuren, oft in Form von Schlaglöchern im Asphalt. Meist kommen wir ganz gut um die Löcher herum, die manchmal Ausmasse erreichen, als könnten sie ein ganzes Fahrzeug verschlucken. Aber kurz bevor wir den Parkplatz am Haukland Strand, unserem Ausgangspunkt für diese Tour, erreichen, übersehen wir leider eines der tieferen Exemplare und unser Van kracht einmal mitten durch. Es gibt einen immensen Schlag, gefühlt brechen alle Möbel aus ihrer Verankerung und dann geht erst mal nichts mehr, abgesehen von der Warnanzeige im Display. Wir rollen noch ein paar Meter an den Strassenrand, aber der Motor ist aus und springt vorerst auch nicht mehr an. Toller Start in den Tag, denken wir uns und mit grummeligen Gesichtern machen wir uns an die Fehlersuche. 20 Minuten, eine Internetrecherche und einen Werkstatt-Anruf später ist es uns tatsächlich gelungen das Problem zu beheben, den Motor wieder zum Laufen zu bringen und endlich stehen wir am Haukland Strand. Die 40 Kronen für die Parkgebühr bezahle ich in diesem Fall mit einem Lächeln, froh darüber, überhaupt hier stehen zu können. Dann geht’s los.

Perfekte Tarnung

Unsere ersten Schritte führen uns vorbei an der Einfahrt zum Tunnel, der durch den Berg hindurch nach Uttakleiv führt, über die Strasse. Ab jetzt geht’s bergauf. Zum Aufwärmen folgen wir der kleinen Strasse Richtung Solstadvatnet, doch kurz bevor wir den See erreichen, der den meisten Besuchern, die lediglich wegen des Sandstrandes kommen, verborgen bleibt, biegen wir links ab und folgen dem Wanderweg. In kurzen Kehren gewinnen wir schnell an Höhe und schon nach kurzer Zeit erreichen wir den kleinen Passübergang Klumpan.

Unser Plan für diese Tour war über diesen Übergang nach Uttakleiv und um den Veggen herum wieder nach Haukland zu laufen. Weitere Recherchen zu diesem Trail haben wir ausgelassen und sind jetzt ganz überrascht, dass zu unserer Linken noch ein Wanderweg in die Höhe führt. Warum also nicht noch ein Stück aufsteigen - bis zur nächsten Kuppe und die Aussicht geniessen. Aber wie das mit “der nächsten Kuppe” eben so ist, geht es danach meist noch weiter und so folgen wir dem Weg, der zwar ein bisschen matschig, sonst aber gut zu Laufen ist, bis wir am Ende am Gipfel des Mannen stehen (wie wir später auf der Karte nachschauen).

Mit so einer grandiosen Aussicht haben wir gar nicht gerechnet und die rund 200 zusätzlichen Höhenmeter haben sich auf jeden Fall gelohnt. Der Blick hinüber zum Veggen und hinunter auf das türkisfarbene Wasser am Haukland Strand ist wirklich überwältigend und wir haben beide ein breites Grinsen im Gesicht. Schliesslich blicken wir hier den schönsten Strand Norwegens, folgt man der Aussage der norwegischen Zeitung Dagbladet. Hinter uns ragt der Himmeltind in den Himmel und vor uns liegt der kleine See Vasskarvatnet in einer Senke. Manchmal muss man halt einfach nur seiner Nase nachlaufen und der Rest ergibt sich von alleine. Das Schlagloch-Disaster von vor gut einer Stunde ist längst vergessen und wir geniessen in diesem Moment einfach nur unser Glück.

Ein Müsliriegel zur Stärkung, dann treten wir den Abstieg an. Anstatt Schlaglöcher treffen wir hier oben auf schlammige Pfade, die mindestens genau so heimtückisch sind und gepaart mit dem wenigen Schnee, der hier noch liegt ergibt das - zumindest bei mir - einen Laufstil, der mehr an rohe Eier, als an solides Trailrunning erinnert. An meiner Grazie kann ich wohl noch arbeiten, aber letzten Endes komme auch ich unversehrt zurück zum Klumpan Übergang. Wieder zurück auf unserer geplanten Route folgen wir dem Weg Richtung Uttakleiv weiter, der auf der Nordseite wie eine alte Strasse aussieht und auf dem wir nebeneinandern laufen können und recht zügig voran kommen.

Wieder (fast) auf Meereshöhe folgen wir ein Stück der Strasse, um den Parkplatz in der Nähe des Uttakleiv Strandes zu erreichen. Im April und Mai ist hier tatsächlich kaum etwas los, nur vereinzelt stehen ein paar wenige Autos auf dem Parkplatz und in der Mittagssonne und mit einem grandiosen Ausblick auf den Strand mit seinen kugelrunden Felsen haben es sich ein paar Touristen mit ihren Lunchpaketen gemütlich gemacht. Für uns hingegen wird es die nächsten paar Minuten eher ungemütlich, denn unser Weg führt uns weiter auf der Nordseite des Veggen in dessen Schatten. Die Lufttemperatur ist mit 6°C noch ziemlich kühl und ohne die wärmenden Sonnenstrahlen frösteln wir sofort ein wenig. Für den nächsten Kilometer bleibt uns aber wohl nichts anderes übrig, also Kragen aufstellen.

Dank der flachen Strasse, die bis 1998, als der Tunnel eröffnet wurde, die offizielle Verbindung nach Uttakleiv war, kommen wir zügig voran und innerhalb weniger Minuten erreichen wir den westlichsten Abschnitt unserer Trailrunning Runde um den Veggen. Wieder in der Sonne nehmen wir die letzten Kilometer unter die Füsse und werden am Ende nochmals mit Rückenwind, Sonne im Gesicht und dem Ausblick auf den Hauklandstrand belohnt.

Mit zehn Kilometern gehört dieser Trail von Haukland nach Uttakleiv nicht gerade zu den längsten Trails, die wir bisher gelaufen sind, aber definitiv zu den schönsten. Der Abstecher zum Gipfel des Mannen waren die zusätzlichen Höhenmeter allemal wert, die Ausblicke von weit oben sind extrem beeindruckend und die flache Schlussetappe lässt uns diese unglaubliche Landschaft nochmals auf Meereshöhe geniessen. Dieser Trail gehört für uns auf jeden Fall zu den Top Runs auf den Lofoten.

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Über Marina Kraus

Marina Kraus
Marina erzählt in ihren authentischen Texten emotionale Geschichten und lädt unsere Community zu spannenden Gedankenreisen in atemberaubende Landschaften ein. Von den majestätischen Alpen bis zu den endlosen Weiten des Nordmeers nimmt sie ihre Leser auf sportliche Abenteuer mit und wirft einen Blick hinter die Kulissen. Als Wanderguide teilt sie ihre Leidenschaft für die grossen und kleinen Wunder der Natur und lädt euch ein, gemeinsam zur nächsten Wandertour aufzubrechen.
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