Das Leben als Digital Nomad bringt viele Vorteile mit sich, erfordert aber auch Verantwortung gegenüber den Kollegen und dem Arbeitgeber. Am Strand im weissen Sand unter blauem Himmel mit dem Laptop zu sitzen entspricht zwar sicherlich dem Klischee von Work Anywhere und Vanlife, allerdings eher selten der Realität, denn: ohne mobiles Internet mit ausreichender Geschwindigkeit geht in den meisten Fällen nur sehr wenig. Wenn du also am Überlegen bist, wie du zukünftig häufiger remote arbeiten kannst, vielleicht sogar aus dem Van, dann solltest du dich mit dem Thema Mobiles Internet gut auseinander setzen. Wir geben dir Tipps, auf was du achten solltest und wie du im Van erfolgreich als Digital Nomad online bist.
Mobiles Internet im Van: Hotspot oder Router?
Um dir unterwegs einen mobilen Internetzugang zu ermöglichen, kannst du entweder einen sogenannten Hotspot über dein Smartphone/Tablet erstellen oder in deinem Van oder Wohnmobil einen Router mit SIM-Karte und Zugriff auf die mobilen Daten installieren.
Mobiles Internet über Smartphone und Hotspot
Die einfachste Möglichkeit, einen mobilen Hotspot zu erzeugen, funktioniert über die gleichnamige Funktion deines Smartphones. Nahezu alle modernen Smartphones bieten die Möglichkeit an, einen sogenannten Hotspot zu erzeugen. Hierbei handelt es sich um ein von deinem Handy ausgehendes, passwortgeschütztes WLAN, mit welchem du deinen Laptop verbinden kannst. Eine Anleitung zum Erstellen eines Hotspots unter iOS findest du hier, für Android kannst du hier die entsprechenden Schritte nachlesen.
WLAN-Hotspots bieten durchaus einige Vorteile:
- Sie sind simpel und schnell nutzbar. Du benötigst keinen separaten Router mit aufwendiger Installation, kannst jederzeit (auch ausserhalb deines Vans) einen Hotspot eröffnen und damit Zugang zum Internet bekommen — eine funktionierende Datenverbindung natürlich vorausgesetzt.
- Höhere Download- und Upload-Geschwindigkeiten: im Gegensatz zu einem mobilen WLAN-Router nutzen Smartphones normalerweise mehrere LTE-Frequenzbänder gleichzeitig und können sich dadurch mehr Bandbreite und damit höhere Geschwindigkeiten sichern.
- Stand 2022 gibt es nur sehr vereinzelte mobile WLAN-Router, die überhaupt 5G unterstützen. Sollte dein Smartphone diese Technologie bereits nutzen können, hast du dadurch potentiell einen weiteren Geschwindigkeitsvorteil auf deiner Seite.
Auf die folgenden Punkte solltest du allerdings achtgeben:
- Hoher Akkuverbrauch: solltest du keine Steckdose in der Nähe haben, wirst du nach einiger Zeit ein heisses Smartphone mit leerem Akku in der Hand halten, denn ein Hotspot saugt den Akku relativ schnell leer. „Relativ schnell“ bedeutet erfahrungsgemäss, dass du nach 1-2 Stunden Dauergebrauch des Hotspots durchaus ein signifikantes Absinken des Akkustands feststellen wirst.
- Du benötigst einen Mobilfunkvertrag, der dir ein hohes Datenvolumen, je nach dem auch im Ausland, ermöglicht. Behalte deinen Datenverbrauch im Auge, Cloud-Synchronisationen wie iCloud oder Dropbox können je nach Einstellungen schnell grosse Datenmengen verbrauchen.
Mobiles Internet über einen WLAN-Router
Bei diesen WLAN-Routern handelt es sich nicht um die klassischen WLAN-Router, die du von zuhause kennst. Vielmehr sind es spezielle Geräte, die die Nutzung von einer oder mehrerer SIM-Karten ermöglichen und über eine externe Antenne, die meist an der Aussenseite des Fahrzeuges angebracht wird, eine Datenverbindung über das Mobilfunknetz herstellen. Diese Router sind normalerweise für die feste Installation in Campingmobilen gedacht und bestehen aus dem WLAN-Router, einer LTE-fähigen Dachantenne (hier gibt es oft verschiedene Varianten für Kastenwagen, Wohnmobilaufbauten u.a.) sowie der notwendigen Verkabelung. Preislich bewegen sich viele dieser Sets im Bereich zwischen 500 und 1’000 CHF, dazu kommen der Einbau (Bohrung im Dach für die Antenne nötig) und das entsprechende Datenpaket in deinem Mobilfunkvertrag. Das Wohnmobil-Magazin promobil bietet einen recht guten Überblick über aktuell verfügbare Geräte.
Das sind natürlich ganz andere Kosten als für einen Smartphone-basierten Hotspot. Welche Vorteile rechtfertigen diese Methode überhaupt und was sind eventuell Nachteile?
- Gegenüber einem Smartphone nutzen WLAN-Router die langwelligen Frequenzbänder, die eine höhere Reichweite ermöglichen — allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Praktisch bedeutet das, dass du mit einem WLAN-Router nicht die Geschwindigkeiten deines Smartphones erreichen wirst, dafür aber auch bei schwachem Empfang noch eine stabile Datenverbindung aufbauen kannst. Auch dann, wenn das Handy (insbesondere in einem Kastenwagen) bereits keine Verbindung mehr hat.
- Viele dieser Geräte können ein bestehendes WLAN-Signal verstärken, zum Beispiel das WLAN von einem Campingplatz. Dadurch kannst du die mobile Datennutzung reduzieren, bist allerdings von der Geschwindigkeit des WLANs abhängig (die erfahrungsgemäss oftmals nicht besonders überragend ist und stark von der Nutzung durch andere Personen abhängt).
- WLAN-Router erzeugen ein eigenes WLAN, welches passwortgeschützt ist und bei der Nutzung eines WPA2/WPA3 Standards eine hochwertige Verschlüsselung bietet. Dieses WLAN kannst du normalerweise auch noch ausserhalb deines Vans nutzen. Einige Geräte können auch noch zusätzlich ein Gäste-WLAN erstellen — ob das im Van notwendig ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
- Beim Thema Stromverbrauch schlägt ein WLAN-Router das Smartphone mit einem Hotspot um Längen. Mit einer guten Stromversorgung im Van über eine Batterie mit ausreichend Kapazität sowie Solarzellen auf dem Dach ist der Stromverbrauch so verschwindend gering, dass du das WLAN einfach angeschaltet lassen kannst und keinerlei messbaren Einfluss auf den Ladestand sehen wirst.
- Ein kleiner Tipp zur SIM-Karte für einen mobilen WLAN-Router: nicht alle SIM-Karten sind für den Einsatz in einem Router ausgelegt. Erkundige dich also am besten kurz, ob deine favorisierte Karte in einem solchen Gerät funktioniert. Manche Mobilfunk-Provider bieten genau für diesen Zweck spezielle SIM-Karten an, die sich in einem Router nutzen lassen.
Welche Internetgeschwindigkeit ist schnell genug?
Wir sprechen oftmals lapidar von der Frage, „ob es Internet gibt“. Das mag umgangssprachlich und für das private Surfen ausreichend sein. Im professionellen Umfeld müssen wir uns aber doch die Frage stellen, wie schnell eigentlich schnell genug ist.
Die Antwort auf diese Frage ist das übliche „Kommt darauf an“. Es kommt darauf an, ob du viel in Video-Calls bist, datenlastige Arbeiten ausführst oder viel offline arbeitest (also zum Beispiel mit PowerPoint, Excel oder Word lokal auf deinem Computer). Für Video-Calls und Online-Tools wie beispielsweise die UX-Designer-Plattform Figma solltest du mit einer Upload- und Downloadgeschwindigkeit von mindestens 15-20 Mbps rechnen. Diese Werte reichen erfahrungsgemäss für ein flüssiges Arbeiten oder einen Video-Call ohne Ruckeln vollkommen aus. Gleichzeitig ist noch der sogenannte Ping-Speedtest wichtig, der die Latenz eines Datenpakets zwischen dem Server und deinem Computer misst. Auch hier sind Werte < 80 ms als ausreichend zu bezeichnen.
Wie kannst du nun herausfinden, ob deine Internetverbindung diese Kriterien erfüllt?
Wenn du bereits vor Ort bist, kannst du ein Tool wie Speedsmart nutzen, das sowohl als App als auch als Webapp verfügbar ist. Damit kannst du neben der Latenz als auch Upload und Download-Speed messen und dir ein gutes Bild über die Internet-Verbindungsqualität verschaffen.
Bei der Planung zuhause wird es etwas schwieriger. Realistischerweise muss man hier eingestehen, dass du zwar anhand von Netzabdeckungskarten der jeweiligen Mobilfunkanbieter einen ersten Eindruck über die zu erwartenden Datenraten bekommen kannst. Eine Aussage wie „In diesem Gebiet gibt es 4G“ alleine sagt allerdings leider noch rein gar nichts über die zu erwartende Geschwindigkeit der Verbindung aus. Du kannst aber zumindest herausfinden, ob überhaupt 4G oder 5G an deinem Zielort verfügbar sein sollte. Ist das nicht der Fall, solltest du nicht damit rechnen, dort eine funktionierende und flüssige Internetverbindung aufbauen zu können. 3G ist definitiv zu langsam und kommt für das mobile Arbeiten nicht in Betracht.
Am Ende hilft hier nur eine gute Planung mit gleichzeitiger Flexibilität und im Zweifel das Eingeständnis, dass es an diesem Ort nichts wird mit dem mobilen Arbeiten. Konkret bedeutet das, noch Zeit für einen eventuellen Ortswechsel zu haben und nicht erst fünf Minuten vor dem wichtigen Finanzierungsmeeting mit den Investoren deines Startups deinen mobilen Vanlife-Arbeitsort erreicht zu haben.
Prepaid SIM-Karte oder Vertrag mit Inklusiv-Datenvolumen?
Die letzte offene Frage für funktionierendes mobiles Internet: Wo kommen die Daten her? Soll es eine Prepaid-Karte oder ein Auslands-Package für den bestehenden Mobilfunktarif sein?
Beide Varianten sind möglich, letzten Endes hilft nur ein Vergleich aller Alternativen, die in deinem Land verfügbar sind. Prepaid-SIM-Karten bieten den Vorteil, dass du auch im Ausland Karten mit einem bestimmten Datenvolumen kaufen kannst, wo es teilweise recht günstige Angebote gibt. Egal ob Prepaid oder Vertragsoption: die wichtigste Kennziffer ist die Menge an Inklusiv-Datenvolumen, angegeben in Gigabyte (GB) im Ausland. Achte hier vor allem auf zwei Punkte:
- Viele Mobilfunkanbieter werben mit unlimitiertem Datenvolumen, teilweise auch fürs Ausland. Das ist grundsätzlich gut und richtig, allerdings weisen sie oft im Kleingedruckten auf eine sogenannte Fair-Usage Policy hin. Die besagt, dass bei „übermässiger“ Nutzung (z.B. mehr als 60 GB) die Geschwindigkeit gedrosselt wird. Diese Drosselung ist dann ziemlich heftig und macht schon das Aufrufen einer Website zum Geduldsspiel — vom mobilen Arbeiten ganz zu schweigen.
- Schaue dir genau an, in welches Land oder auch durch welche Länder du reisen möchtest. Oftmals kann man Zusatzoptionen zum bestehenden Mobilfunkvertrag erwerben, die für gewisse Zonen/Länder für einen Monat unlimitiertes Datenvolumen anbieten. Hier gibt es dann zum Beispiel eine Zone mit den meisten Mittel-, Süd- und Nordeuropäischen Ländern, was je nach geplantem Trip bereits ausreichen kann.
Data Security beim mobilen Arbeiten
Jedem, der remote arbeitet und insbesondere alle, die dies auch noch ausserhalb der eigenen vier Wände aus dem Van heraus tun, sollte klar sein, dass es je nach Arbeitgeber immer Personen gibt, die dich und dein Tun mit Adleraugen beobachten werden. Sei es aus Neid, Missgunst oder fehlendem Verständnis — nichts käme gelegener, als das breitgefasste Thema Datensicherheit als Argument zu nutzen, um Work Anywhere einen Riegel vorschieben zu können.
Bei solchen Diskussionen sind oft viele Emotionen im Spiel, nüchtern betrachtet kann man aber glücklicherweise sagen, dass das Arbeiten aus dem Van heraus nicht sicherer oder unsicherer ist als vor Ort im Office — wenn du dich rechtzeitig darum kümmerst. Ich möchte mich hier primär auf das Thema Netzwerksicherheit/WLAN beschränken, dass du deinen Laptop immer sperren solltest, sobald du ihn verlässt, deine Festplatte verschlüsselt hast und ein starkes Passwort für deinen Benutzeraccount sowie generell einen Passwort-Manager nutzt, sollte selbstverständlich sein.
Auf was gilt es also zu achten? Es gibt verschiedene Kombinationen, die ich einzeln beleuchten möchte.
- Internetzugang via Smartphone-Hotspot und mobile Daten: vorausgesetzt, du hast einen passwortgeschützten Hotspot eröffnet, steht einer sicheren Datenverbindung nichts im Weg und du brauchst keine weiteren Massnahmen zu befolgen. Der gesamte Datenverkehr wird immer verschlüsselt weitergeleitet.
- Internetzugang via WLAN-Router und mobilen Daten: Ausschlaggebend ist hier die WLAN-Verschlüsselung. Nutzt dein Router WPA2 oder WPA3-Technologie für den WLAN-Zugang, musst du dir keine Sorgen machen. Ein offenes WLAN hingegen wäre problematisch und sollte daher vermieden werden (das gilt übrigens auch für deinen normalen Router zuhause).
- Internetzugang via WLAN-Router und verstärktem WLAN vom Campingplatz: diese Kombination ist als kritisch zu betrachten, da hier durch dein eigenes, passwortgeschütztes WLAN eine falsche Sicherheit vorgegaukelt wird. Obwohl es unwahrscheinlich ist, ist eine sogenannte Man-in-the-middle-Attack denkbar. Hierbei könnten Daten zwischen deinem Router und dem eventuell offenen und damit ungeschützten WLAN des Campingplatzes abgegriffen werden — und das, obwohl dein eigenes WLAN geschützt ist.
In einer solchen Situation wie der letztgenannten würde ich zur Nutzung einer VPN-Verbindung raten. Ein solches Setup kannst du dir auch ohne tiefgehende IT-Kenntnisse aufbauen. Wenn dein Arbeitgeber nicht ohnehin eine VPN-Verbindung vorschreibt und zur Verfügung stellt, kannst du zum Beispiel über einen Anbieter wie NordVPN gehen und dir dort für wenig Geld ein entsprechendes Package kaufen. Was dann technisch bei aktivierter VPN-Verbindung passiert, ist vereinfacht gesagt folgendes:
- Jedes Datenpaket, welches deinen Computer verlässt (zum Beispiel beim Aufrufen der Website mit deinen Online-Banking-Zugangsdaten), wird noch auf deinem Gerät mit einer modernen und sicheren Methode verschlüsselt. Hierzu wird ein Schlüsselpaar genutzt, welches individuell vom VPN-Anbieter bereitgestellt wird.
- Dieses verschlüsselte Datenpaket passiert nun deinen eigenen WLAN-Router, anschliessend die unter Umständen gefährdete Passage zwischen deinem Router und dem Router des verstärkten WLANs und wird erst auf einem Server des VPN-Anbieters wieder entschlüsselt und zu seinem eigentlichen Ziel (deinem Online-Banking-Anbieter) weitergeleitet.
- Das gleiche passiert auf dem „Rückweg“ — das heisst, auch die Antwort des Online-Banking Servers wird auf die gleiche Art und Weise verschlüsselt an deinen Computer übermittelt.
Der Clou an dieser Sache ist, dass der von dir nicht einschätzbare Teil des Weges über den unter Umständen kompromittierten Router des externen WLAN-Anbieters durch starke Verschlüsselung abgesichert wird. Ein „Abhören“ des Datenverkehrs wird dadurch quasi verunmöglicht beziehungsweise wäre mit einem unverhältnismässig hohen Aufwand verbunden.
Der Einfluss auf die Datengeschwindigkeit ist vernachlässigbar und sollte sich immer der Erhöhung der Datensicherheit unterordnen.
Fazit: Im Van Arbeiten und online sein ist kein Problem
Wir haben uns nun die verschiedenen Technologien angeschaut, mit denen du in deinem Camper oder auch an anderen Orten mobiles Internet zum remote Arbeiten bereitstellen kannst. Egal ob Hotspot oder WLAN-Router, beide Methoden funktionieren und bringen jeweils ihre eigenen Vorteile mit sich. Am Besten sammelst du mit einem Hotspot erste Erfahrung und installierst dir zu einem späteren Zeitpunkt einen festen WLAN-Router. Damit kannst du den relativ hohen Anschaffungspreis eines Routers erstmal sparen.
Wir werden tagtäglich mit Werbung von den Internetprovidern bombardiert, in denen uns Internetgeschwindigkeiten von einem 1 Gbps und mehr angepriesen wird. Auch wenn solche Geschwindigkeiten natürlich toll klingen — für die alltägliche Arbeit mit Video-Calls oder anderen, netzwerkintesiven Tätigkeiten reichen 15-20 Mbps locker aus. Mehr ist natürlich immer besser, aber das wird sich sicherlich in den kommenden Jahren mit der zunehmenden Einführung der 5G-Technologie weiter verbessern.
Der Tarif- und Daten-Dschungel erfordert eine gewisse Geduld, aber auch das ist lösbar und du kannst sowohl mit Prepaid-SIM-Karten als auch mit einem Datentarif mit Inklusiv-Datenvolumen (auch für das Ausland) schnelle und stabile Internetverbindungen herstellen. Nimm dir einfach mal eine Stunde Zeit, vergleiche die verschiedenen Angebote in deinem Land und wähle das am besten auf dich zugeschnittene aus.
Und wenn du auch den minimalen Anforderungen an die Sicherheit gerecht wirst und im Zweifelsfall eine VPN-Verbindung nutzt, steht deinem Work & Travel-Trip mit dem Van nichts mehr im Weg und du wirst an vielen schönen Plätzen mit einer stabilen und ausreichend schnellen Internetverbindung deiner Arbeit nachgehen können.