Trailrunning von Zürich auf den Uetliberg

Trailrunning von Zürich auf den Uetliberg

20k Runde auf den Hausberg von Zürich

Falko Burghausen
Falko Burghausen
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StoriesApril 2025

Trailrunning in Zürich? Klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas abwegig. Doch mit einem Blick auf den Uetliberg wird schnell klar: Das ist nicht nur machbar, sondern richtig lohnenswert. Und im Rückblick offenbart sich ein abwechslungsreicher 20-Kilometer-Trailrun, der uns von der Zürcher City über den Uetliberg und die Felsenegg zurück an den Zürisee führt – gespickt mit grandiosen Ausblicken und spannenden Kontrasten zwischen Natur und Stadt.

Es gibt unzählige Wege, Zürich laufend zu entdecken – ob mitten in der City oder in den grünen Randbezirken rund um den Zürisee. Eine Route darf dabei allerdings keinesfalls fehlen: der Trailrun auf den im Südwesten der Stadt thronenden Uetliberg mit seinen 870 Metern Höhe. Unübersehbar auf dem Gipfel: der markante, weiss-rot-weiss gestreifte Fernsehturm mit seinen 132 Metern und das Hotel Uto Kulm gleich daneben. Dank Bahnanschluss sowie einem dichten Netz an Wanderwegen, Mountainbike-Trails und natürlich laufgeeigneten Pfaden ist der Uetliberg ein echtes Paradies für alle, die gerne draussen unterwegs sind.

Unser Lauf beginnt jedoch mit einem ganz anderen Abenteuer: Zahlreiche Baustellen und Strassensperrungen machen schon die Anreise zum Ausgangspunkt am Triemli-Spital zur ersten echten Herausforderung – und das trotz eigentlich hervorragender ÖV-Anbindung in Zürichs Innenstadt. Doch nach einer kleinen Odyssee und einer kurzen Fahrt mit der Uetlibergbahn zur Haltestelle Triemli-Spital kann's endlich losgehen: Unser Aufstieg auf den Uetliberg beginnt.

Aufwärmen? Ist was für Warmduscher. Wir steigen direkt ein – wortwörtlich – in die knackige Steigung der Ostseite des Uetlibergs. Und was sollen wir sagen? Läuft bei uns.

Sind wir hier im Kindergarten?

Kaum haben wir die klassische Frühjahrssituation vieler Läufer hinter uns gelassen – eiskalt beim Start im Schatten, aber kaum kommt die Sonne raus, läuft man nicht nur bergauf, sondern auch ordentlich aus – reduzieren wir unsere Kleidung auf ein vernünftiges Mass und sind mittendrin. Und zwar nicht in der erhofften Ruhe der Natur rund um den Uetliberg, sondern im fröhlich-lauten Trubel unzähliger Kinder. Wie bunte Perlen reihen sie sich auf dem Wanderweg Richtung Gipfel aneinander – hier ein quirliges Grüppchen, dort ein paar verirrte Einzelkämpfer, untermalt von entsprechend lebhafter Geräuschkulisse.

Ist heute Wandertag eines Zürcher Kindergartens? Oder vielleicht einer ganzen Primarschule? Wir wissen es nicht. Viel Zeit zum Rätseln bleibt allerdings nicht – unser Fokus liegt momentan eher darauf, möglichst elegant (und unfallfrei) durch diese kunterbunte Meute zu navigieren, ohne allzu viel Chaos zu stiften.

Am Grillplatz Hohenstein endet das fröhliche Getümmel mit einem lautstarken Hallo, und wir geniessen erst mal wieder ein bisschen Ruhe. Auch die Steigung lässt nach. Wir folgen nun dem Gratweg – zunächst entspannt auf einem breiten Waldweg, später etwas schmaler und über langgezogene Treppen. Die Baumkronen lichten sich, der Fernsehturm rückt ins Blickfeld, ebenso wie die Stadtsilhouette von Zürich. Schliesslich treten wir aus dem Wald heraus und erreichen den Gipfelbereich des Uetlibergs – und damit auch das Hotel Uto Kulm, den höchsten Punkt unseres Trailruns.

Vom Uetliberg nach Felsenegg: Trailrunning oberhalb des Zürisee

Nach dem meist gut besuchten Gipfel des Uetlibergs erwartet Trailrunnerinnen und Trailrunner ein angenehm zu laufender Abschnitt entlang des Gratrückens auf der Westseite des Zürisees. Rund 400 Höhenmeter tiefer ziehen Friesenberg, Wollishofen, der Sihlwald und Kilchberg an einem vorbei – der Übergang ins Tal bei Adliswil verläuft in dieser dicht besiedelten Region fliessend.

Der Blick vom Uetliberg auf Zürich ist einfach wow!

Marina

Verlaufen kann man sich hier kaum – höchstens der Blick schweift ab, verloren in den Weiten des Zürcher Unterlands oder hinüber zu den Alpen, die sich unweit in der Zentralschweiz majestätisch erheben. Romantisch verstreute Bauernhöfe lockern das Landschaftsbild auf, und ab und zu begegnen wir Wanderern, die – genau wie wir – die einmalige Aussicht von hier oben geniessen. Ob gemütlich unterwegs oder im Trailrunning-Modus: Der Weg zwischen Uetliberg und Felsenegg ist nicht nur für Läuferinnen und Läufer ein Highlight, auch Wanderfans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Steil bergab nach Adliswil

Kurz vor Felsenegg wartet eines der schönsten – wenn auch leider viel zu kurzen – Teilstücke unseres Trailruns: Direkt auf dem Grat laufen wir in sanfter Steigung mit grandioser Aussicht hinunter auf den Zürisee und die Zürcher Innenstadt. Hohe Bäume säumen den Weg und spenden im Sommer wohltuenden Schatten. Ein echtes Highlight, bevor wir wenig später an der Abzweigung des Wanderwegs stehen, der uns von Felsenegg hinunter nach Adliswil führt.

Wer hier mehr als nur Gels und Energieriegel möchte, findet auf der sonnigen Terrasse des Restaurants ein herrlich entspanntes Plätzchen. Und falls man sich dort etwas zu sehr an der gutbürgerlichen Küche erfreut hat – kein Stress: Zur Not gibt's immer noch die Seilbahn zurück ins Tal. Übrigens: Das ist die einzige Seilbahn im ganzen Kanton Zürich.

Wem der Sinn nach mehr Höhenmetern steht, kann dem Rücken zwischen Zürisee und Sihltal bis nach Sihlbrugg bei Baar folgen. Der Wanderweg schlängelt sich stetig entlang der Krete und bietet – dank top ÖV-Anbindung – eine lange, aber lohnenswerte Alternative zu unserer Route.

Wir hingegen nehmen Kurs zurück Richtung Zürich City und entscheiden uns für den knackigen Abstieg nach Adliswil. Die Knie der Trailrunner werden hier gefordert – aber keine Sorge, bei der überschaubaren Höhendifferenz bleibt's sportlich, nicht schmerzhaft.

Vom Trail ins kleinstädtische Flair nach Adliswil

Szenenwechsel. Gerade noch laufen wir über wurzelige Waldpfade, steil und stufig vom Uetliberg über die Felsenegg hinab – und plötzlich stehen wir mitten auf dem Marktplatz von Adliswil, einer charmanten Kleinstadt im Kanton Zürich mit rund 20'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Strassen, Tramgleise, kleine Läden und gemütliche Plätze prägen das Bild. Ein kurzes Treppenintermezzo führt uns über die Bahnlinie direkt ins Herz der Stadt, südlich von Zürich.

Die Stimmung? Entspannt. Menschen geniessen die warme Frühjahrssonne in Strassencafés oder auf Parkbänken, irgendwo spielt ein Strassenmusiker Trompete – eine Szenerie wie gemalt zum Auslaufen und Durchatmen.

Die Gegensätze der Szenerien auf diesem Lauf sind enorm faszinierend.

Falko

Unser Weg führt uns, ein paar Strassen querend, über das grüne Band der Sihl – jenes ruhige Flüsschen, das sich seinen Weg aus der Zentralschweiz bis hierher gebahnt hat. Für eine Weile folgen wir ihrem Lauf in Richtung Zürich, vorbei an lauschigen Ecken und unter grossen Bäumen hindurch, bis wir den Fuss des wenig ausgeprägten Entlisbergs erreichen – eher ein Hügel als ein Berg, aber unsere Beine sehen das nach den bisherigen Kilometern vielleicht ein wenig anders.

Die rund hundert Höhenmeter Gegenanstieg machen sich trotz moderatem Profil durchaus bemerkbar. Zum Glück sorgt die ruhige Atmosphäre im umliegenden Mischwald schnell wieder für entspannte Stimmung – und ehe man sich versieht, ist der Anstieg auch schon Geschichte.

Ein Stück weiter führt uns unser Trail nun dem Vita Parcours entlang – einem klassischen Trimm-dich-Pfad mit allerlei Stationen für Fitnessbegeisterte, darunter auch die berüchtigten Klimmzugstangen. Ob man sie nutzt oder lieber elegant vorbeizieht, bleibt jedem selbst überlassen.

Pull-ups auf dem Entlisberg

Nach dem Uetliberg der Zürisee

Nach dem Entlisberg (525 m) erreichen wir rasch und endgültig wieder die Zivilisation – genauer gesagt das dicht bebaute Terrain am Ufer des Zürisees. Die oberen Ausläufer von Wollishofen heissen uns willkommen, und auch die Sonne zeigt sich wieder, nachdem sie uns im Schatten des Entlisberger Waldes kurzzeitig verlassen hatte.

Wir verlieren weiter an Höhe und bahnen uns unseren Weg durch ruhige, grüne Quartiere mit charmanten Einfamilienhäusern und kleinen Strassen, die sich wie ein Labyrinth durch diesen südlichen Randbezirk von Zürich ziehen. Zum Glück haben wir unseren GPS-Track auf die Route des offiziellen Wanderwegs gelegt – so kommen wir in den Genuss schattiger Nebenstrassen, prachtvoller Gärten voller blühender Frühlingsfarben und erfreulich wenig Verkehr.

Generell bleibt man auf dem gesamten Trailrun von Zürich über den Uetliberg und entlang des Zürisees angenehm verschont vom mitunter chaotischen Stadtverkehr. Der Aufstieg auf den Uetliberg und der Weg bis zur Felsenegg verlaufen ausschliesslich auf Wanderwegen, und auch der Abschnitt am See folgt dem gut ausgebauten Uferweg. Nur wenige kurze Passagen führen uns über oder entlang von Strassen – der Fokus bleibt auf Natur, Bewegung und Erholung.

Entspannter Zieleinlauf am Zürisee

Wollishofen ist unser nächstes Etappenziel – und es geht bergab, was wir nach den Höhenmetern der letzten Stunden nur zu gern mitnehmen. Wir durchqueren ruhige Quartiere, die irgendwo zwischen städtischem Randbezirk und ländlicher Kleinstadtidylle angesiedelt sind. Obstbäume säumen den Weg, der sich im letzten Abschnitt steil hinunter zur vielbefahrenen Seestrasse zieht. Diese überqueren wir an einem der vielen Fussgängerstreifen – und lassen das Grossstadtgewusel gleich wieder hinter uns, denn der Uferweg empfängt uns mit See, Ruhe und Weitblick.

Die Obstbäume weichen langsam prächtigen Villen, das Ambiente wird urbaner. Zürich mit dem Bürkliplatz rückt ins Blickfeld – und mit jedem Schritt kommen wir ihm näher. Bevor wir jedoch die Innenstadt erreichen, folgen wir dem Weg noch ein paar hundert Meter auf einem Steg direkt über dem Wasser des Zürisees. Uns begegnen immer mehr Läuferinnen und Läufer – kein Wunder, in drei Tagen findet hier der Zürich Marathon statt und viele bringen sich noch schnell in Form.

Am alternativen Kulturzentrum Rote Fabrik sitzen die Menschen in der Sonne, geniessen die steigenden Temperaturen und die entspannte Atmosphäre direkt am See. Kurz darauf passieren wir den Bahnhof Wollishofen und das imposante Werftgelände – bis plötzlich, fast unscheinbar, rechts von uns die winzige Saffa-Insel auftaucht. Ein paar Meter gross, mitten im Zürisee gelegen – klein, aber definitiv bemerkenswert.

Grünes Finale mit Ziel in Zürich am Bürkliplatz

Bevor unser Uetliberg-Trailrun am Bürkliplatz sein Ende findet, tauchen wir nochmals ein in einige der grünen Oasen Zürichs. Vorbei an der Landiwiese und der Badi – einer der beliebten Badeanstalten direkt am See – führt uns der Weg durch das Arboretum, ein stiller Park mit eindrucksvollen Bäumen aus aller Welt. Und dann ist es soweit: Wir biegen rechts ab und sehen vor uns die Touristenströme an der Quaibrücke, dort wo der Zürisee endet und die Innenstadt beginnt.

So ruhig und naturnah der grösste Teil dieser Strecke war, so heftig wirkt der Kontrast, wenn man plötzlich wieder mitten im geschäftigen Stadtleben steht. Aber genau das macht den Reiz dieser Route aus – vom Waldpfad bis zum Stadtboulevard, von Wurzeln zu Pflastersteinen.

Ab hier stehen uns sämtliche Trams und Busse offen, um bequem zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Oder man gönnt sich – nach 20 Kilometern und über 600 bewältigten Höhenmetern (was leistungsmässig einer flachen Strecke von rund 26 Kilometern entspricht) – eine wohlverdiente Pause in einem der zahllosen Cafés der Zürcher Innenstadt.

Und auch hier bleiben die Kontraste unser ständiger Begleiter: Zwischen Designeranzug und Tageskarte mischen wir uns in unserer Ultraleicht-Ausrüstung unter die Gäste – und fühlen uns mindestens genauso am richtigen Ort.

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Über Falko Burghausen

Falko Burghausen
Falko ist leidenschaftlicher, Award-nominierter Outdoor-Fotograf und zertifizierter Trailrunning Guide (esa / Swiss Athletics). Seine Kamera begleitet ihn auf alpinen Pfaden, durch skandinavische Weiten und mitten ins Geschehen – immer mit einem Blick für Licht, Linie und echte Momente. Als langjähriger Software-Engineer denkt er strukturiert, als Sportler liebt er den Flow. Ob beim Laufen oder Fotografieren: Für Falko zählt das Echte – reduziert, nah dran und mit viel Gespür für Landschaft, Bewegung und Emotion.
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