Fast einsam - Bucket-List Gipfel in der Nebensaison
An diesem Tag im Mai machen wir uns auf den Weg nach Fredvang und entscheiden uns für den Parkplatz auf dem Bauernhof am Ende der Strasse. Heute ist nicht viel los, das Wetter ist grau, es weht ein kalter Wind und wir müssen sogar mit Regen rechnen. Nicht der Traumtag für einen Traumberg. Wir haben uns aber bewusst für einen Lofotenaufenhalt zu dieser Jahreszeit entschieden, denn wo sich im Sommer massenweise Touristen drängen, der Parkplatz voll mit Autos steht und an jedem freien Platz ein Wohnmobil geparkt ist, herrscht Anfang Mai noch gähnende Leere. Nicht einmal zehn Autos bevölkern den Parkplatz, der Besitzer, der die Parkgebühr einkassiert, ist eigentlich gerade mit Renovierungsarbeiten für die anstehende Saison beschäftigt und bei so wenig Andrang nimmt er sich sogar die Zeit, um sich mit mir zu unterhalten. Was mich interessiert sind natürlich die Menschenmassen, die im Sommer die Lofoten bevölkern.
Er erzählt mir, dass pro Jahr rund 50’000 Besuchern jährlich hier her kommen, um den Ausflug auf dem Ryten zu machen. Der Wanderberg steht also ganz weit oben auf der Bucket-List vieler Lofoten-Besucher. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Berg leicht erreichbar, der Aufstieg moderat, die Naturerlebnisse einmalig und das Panorama einfach nur wahnsinnig schön ist. Die Einwohner von Fredvang und vermutlich vieler anderer Gemeinden auf den Lofoten sind bezüglich der Touristen geteilter Meinung. Da gibt es die, die den ganzen Rummel um ihre Inseln einfach ignorieren und schlicht ihrem eigenen Kram nachgehen. Dann gibt es die, wie er selbst einer ist, die von dem grossen Interesse an den Lofoten profitieren. Mit der Parkplatzvermietung verdient er schliesslich seinen Unterhalt und “Geld braucht nunmal jeder”, so eine Aussage, mit einem Lachen im Gesicht. Aber es gibt auch die, die lieber alles so hätten wie früher, denen die vielen Menschen und die zunehmende Infrastruktur – seien es grössere Strassen, Parkplätze oder Unterkünfte - gegen den Strich gehen. Aber ein “zurück auf Null” wird es für die Lofoten wohl niemals mehr geben, es ist lediglich eine Frage des Umgang mit dem Andrang und dem gleichzeitigen Schutz dieser einmaligen Natur.