Frischer Neuschnee auf den Nadelbäumen auf rund 1800 Meter Höhe, rundherum eine geschlossene, glitzernde Schneedecke und die ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die aufreissende Wolkendecke bahnen: es sind oftmals diese nur kurze Zeit andauernden Momente, in denen sich eine fast magische Stimmung über die Stille der Winterlandschaft legt. Die Sonne lässt die Bäume im Gegenlicht golden schimmern, fast wirkt es wie ein verspäteter Weihnachtsschmuck, der hier über die Wälder ausgebreitet wurde.
Doch was heute noch so zauberhaft aussieht, unterliegt dem fortlaufenden Umwandlungsprozess der Schneedecke sowie den Wetterschwankungen der kommenden Tage. Wird es sonnig und warm, werden die Bäume schnell wieder schneefrei sein und sich in einem etwas trüben Graubraun präsentieren. Die unberührte Schneedecke wird von den Spuren der Tourenskifahrer und Schneeschuhgeher geprägt sein und sich setzen, wodurch auch die Schneehöhe kontinuierlich abnimmt. Bei diesem Setzungsprozess werden die Anfangs makellosen, winzig kleinen Schneekristalle mehr und mehr durch das Eigengewicht sowie die Temperaturschwankungen innerhalb der Schneedecke zerstört und wandeln sich zunehmend zu kleinen Kugeln um. Die feinsten Verästelungen der Schneekristalle verschwinden und brechen ab, zurück bleibt das, was wir als Altschnee kennen: eine nicht mehr ganz so fluffige, eher schwere Schneeart, die sich eher zum Iglubauen eignet als zum Skifahren im tiefsten Powder.
Was für uns Skifahrer ehrlicherweise eher ein Luxusproblem ist, ist für die Wildtiere hingegen unter Umständen lebensrettend und mindestens energieeffizienter, denn bei viel Neuschnee steigt der Energieverbrauch dieser Tiere wie Gämsen und Steinböcke, aber auch kleinere Tierarten wie Schneehühner stark an, denn die Fortbewegung im tiefen Schnee benötigt natürlich deutlich mehr Aufwand als auf einer tragende Altschneedecke, die auch schon wieder mehr der Fauna freigegeben hat.
Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, als Wintersportler Rücksicht auf die Tiere zu nehmen und Grenzen zu respektieren. Wer schon immer einmal wissen wollte, um wieviel höher der Energieaufwand eines Tieres ist, welches im Tiefschnee flüchten muss, muss einfach nur einmal selber im tiefen Schnee mehrere hundert Meter mit maximaler Geschwindigkeit davonrennen – oder besser „davonrennen“: von Rennen kann eigentlich keine Rede sein und ein Grossteil der aufgewendeten Energie verpufft in den Tiefen der Schneedecke. Ein Schritt vor, ein halber zurück. Was für uns Spass bedeutet, kann für Wildtiere den sicheren Tod zur Folge haben und während wir uns in unsere beheizten Autos setzen und zurück in die heimelige Wohnung fahren, bleiben die Tiere in der Kälte zurück und müssen sich ihre Nahrung mühsam selber suchen.