Wanderung auf den Corne de Sorebois

Wanderung auf den Corne de Sorebois

Die Aussichtsplattform über dem Lac de Moiry

Falko Burghausen
Falko Burghausen
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StoriesAugust 2024

Eine Wanderung mit Grüssen aus der Sahara: dank umfangreichen Saharastaub-Verfrachtungen ist unsere Rundumsicht vom Gipfel des Corne de Sorebois leider etwas eingeschränkt. Schön und empfehlenswert ist diese kurze Wanderung ab dem Lac de Moiry dennoch.

Langsam wird mir beim Fahren schlecht, und das, obwohl ich selber fahre... Irgendwie haben wir heute aber auch wirklich Pech. Ab Sierre das Val Anniviers hinter müssen wir immer wieder Umleitungen fahren und können nicht der Hauptstrasse zum Lac de Moiry folgen – wobei Umleitung dann schon eher in die Kategorie "Besserer Feldweg" fällt. Kurve links, Kurve rechts und dann noch die steile Bergstrasse hinauf zum auf 2'250 m hoch gelegenen Parkplatz an der Staumauer des Lac de Moiry – ich bin doch recht froh, als wir hier in die frische Bergluft aussteigen und das Gekurve endlich erstmal ein Ende hat.

Lang wird unser Anstieg auf den Corne de Sorebois heute nicht werden, gerade einmal rund 650 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Das ist aber gar nicht schlecht, denn für den Nachmittag ist eine Schlechtwetterfront angesagt, die sich gemeinsam mit der zusammenbrechenden Föhnwetterlage und Saharastaub bemerkbar machen soll. Für Abwechslung ist also gesorgt und es ist sicherlich keine schlechte Idee, gegen Mittag wieder im Tal zu sein.

Während wir dem gut markierten, weiss-rot-weissen Wanderweg zum Corne de Sorebois folgen, denke ich über das Phänomen des Saharastaubes nach. Es ist schon beeindruckend, dass sich dieser Sand über zigtausende Kilometer in Richtung Norden bewegt und in den Alpen für mieserable Sicht und im Winter bräunlich-weisse Schneefelder sorgt. Auch auf den Gletschern lagert sich der Saharastaub ab und setzt damit eine Kettenreaktion in Gang, die eigentlich nicht wünschenswert ist. Durch die bräunlichen Ablagerungen verstärkt sich die Wirkung der einstrahlenden Sonne, was wiederum die Gletscherschmelze intensiviert. Die haben mittlerweile aber durch die globale Erwärmung ohnehin schon genug zu tun und müssen nun auch noch ein verstärktes Abschmelzen der Eisschichten hinnehmen.

Meine Gedanken schweifen weiter, der einfache Wanderweg lässt das hier problemlos zu. Mit dem türkisgrünen Lac de Moiry im Rücken steigen wir Meter um Meter auf, weiter oben am Grat eine Wetterstation am Corne de Sorebois bereits in Sichtweite.

Immerhin war der Winter 2023/2024 ein sehr schneereicher, zumindest in den hohen Lagen der vergletscherten Berge. Dieser eine Winter kann die seit Jahren anhaltende und zuletzt immer mehr an Geschwindigkeit zulegende Gletscherschmelze natürlich nicht aufhalten. Zumindest aber hoffe ich, dass sich das Mehr an Schnee in der Nährzone der Gletscher mit dem negativen Effekt des Saharastaubs die Waage hält – eine vermutlich laienhafte Vorstellung, aber immerhin theoretisch möglich.

Flower Power

A propos Saharastaub: nachdem wir beim Start noch relativ gute Sichtbedingungen hatten, lässt sich die Eintrübung der Luft rund um uns herum nun nicht mehr ignorieren. Mit einer leichten Gelbfärbung verschwinden weiter entfernt liegende Berge mehr und mehr hinter einem diffusen Dunst, nur noch ihre Umrisse sind schemenhaft erkennbar. Weisse Gletscher und schwarze Felsen verschwimmen zu einem unansehnlichen Matsch, die aufziehenden Wolken der Schlechtwetterfront tun ihr übriges, um die Atmosphäre ungemütlich werden zu lassen.

Wir haben mittlerweile den letzten Hang vor dem Grat überwunden und stehen nun im zunehmenden Föhnwind, glücklicherweise aber auch nur noch ein paar Minuten vom eigentlichen Gipfel entfernt. Zügig nehmen wir die letzten Meter in Angriff und verstecken uns am Gipfel direkt unter winddichten Jacken – zu ungemütlich ist es hier oben.

Eigentlich hätten wir vom 2'895 m hohen Gipfel des Corne de Sorebois eine starke Aussicht auf diverse Walliser 4000er, aber bei der heutigen Sicht können wir nur schemenhafte Kulissen erkennen. Allzu lange hält es uns dann auch nicht am Gipfel und wir nehmen schnell wieder den Rückweg unter die Füsse.

Kehre links, Kehre rechts, ein Vorgeschmack auf die unten anstehende Rückfahrt durch das Val d'Anniviers zurück Richtung Sierre. Aber noch können wir die zwar staubige, aber dennoch frische Bergluft geniessen, dazu die Ausblicke auf den Stausee Lac de Moiry, an dessen südlichem Ende der Hüttenweg zur Cabane de Moiry startet. Gemeinsam mit den Wiesen voller Bergblumen ein wunderschöner Anblick, der viel zu schnell wieder vorbei ist. Ebenso schnell endet damit auch die Wanderung auf den Corne de Sorebois – dennoch können wir festhalten, dass es eine wunderschöne, kürzere Wanderung auf einen tollen Aussichtsberg inmitten der Walliser Alpen ist.

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Über Falko Burghausen

Falko Burghausen
Falko erhebt die Fotografie zu einer Kunstform, die jenseits einfacher Abbildungen liegt. Seine künstlerische Vision erlaubt es ihm, die Seele der eindrucksvollsten Momente einzufangen und in zeitlose Bilder zu verwandeln. Mit einem Auge für Details und einem Gespür für die Schönheit der Welt, schafft er Bilder, die Emotionen wecken und die Betrachter in ihren Bann ziehen. Als Swiss Athletics-zertifizierter Trailrunning-Guide steht er immer vor der Qual der Wahl, denn die Kamera-Ausrüstung wiegt dann doch zu viel, um sie auf seinen Läufen in der Bergwelt mitnehmen zu können...
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